Ein Aspie und das Busfahren

In meinem Alter sollte man eigentlich keine Probleme mit einfachen Tätigkeiten wie Busfahren haben.
Aber ich komme vom Land und wir haben dort schon seit Jahren keinen Stadtbusverkehr mehr. Als Kind fuhr man entweder mit dem Fahrad zu seinen Verabredungen oder man wusste, wie man ein Elternteil überzeugen musste, damit sie einen mit dem Auto brachten.
Mit 17 habe ich dann selber einen Führerschein gemacht, um nicht mehr auf andere oder mein Rad angewiesen zu sein.
Meine einzigen Erfahrungen im Fahren mit Bussen habe ich in meiner Schulzeit gesammelt. Der Schulbus brachte mich jeden Tag um die selbe Uhrzeit von der selben Haltestelle zur Schule und auch wieder zurück. Alles sehr routiniert und vorhersehbar.

Zu meiner derzeitigen Praktikumsstelle muss ich aber mit dem Bus fahren, weil es jetzt im Februar zu weit und vor allen Dingen zu kalt zum Laufen ist.

Bis jetzt hatte ich immer nur unschöne Erfahrungen zu dem Thema. Die Busse, die ich erwischte, haben grundsätzlich eine Kombination aus unfreundlichen, gestressten Busfahrer und keinerlei Haltestellenansagen durch Selbigen und zusätzlich ist die Anzeige abgeschaltet. Ich erhalte also keinerlei Auskunft, wann ich aussteigen sollte  und da der Bus nicht planmäßig fährt, kann ich auch nicht an der im Smartphone integrierten App orientieren.
(Das neuste Beispiel ist in meinem Post: Ein Aspie und ein Praktikum zu lesen)
Nach einigen Misserfolgen und anschließenden Fußmärschen zum Ziel, die sich immer wieder in der selben Linie ereigneten, fragte ich bei der Auskunft und dem Busfahrer des Busses nach, ob die Linie überhaupt meine Haltestelle anfuhr. Beide bejahrten dies, ich verließ mich darauf und es endete in einer Stadtrundfahrt, die mich wieder an meinen Ausgangspunkt brachte.
Frustrierend, wenn die eigene Belegschaft sich nicht auskennt oder man bei solchen Dingen missverstanden wird.

Apropos Belegschaft.  Vor ein paar Tagen hatte ich eine Konversation mit einem genervten Busfahrer einer der wenigen funktionierenden Linien.

Busfahrer anklagend: Ich muss ihnen mal eine Frage stellen. Warum fahren sie nicht mit dem Stadtbus?
Ich entschuldigend: Ich habe da nicht so viel Ahnung von. Ich bin nicht so der routinierte Busfahrer.
Busfahrer vorwurfsvoll:Aber die Linie fährt doch direkt an ihrer Haltestelle vorbei.
Ich: Entschuldigen Sie, dass ich nicht so viel Ahnung vom Bus fahren habe.

 

Dieser Fahrer musste noch schlechter informiert gewesen sein, als seine Kollegen, die ich nach der speziellen Linie befragt hatte, denn dieser Bus ist zwei Minuten zuvor auf der mittleren Fahrbahn an mir vorbeigefahren.

Nach all den negativen Erfahrungen kann ich trotzdem etwas positives berichten. Es gibt drei Buslinien, die mich, von kleineren Verspätungen mal abgesehen, zuverlässig an mein Ziel bringen. Diesen Fahrern bin ich täglich dankbar und lassen mich das Vertrauen in öffentliche Verkehrsmittel nicht gänzlich verlieren.